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Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung und Bedeutung von Industrie-Computern
  2. Grundlegende Unterschiede zwischen Industrie- und Standard-Computern
  3. Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Industrie-Computers
  4. Bauformen und Formfaktoren von Industrie-Computern
  5. Prozessoren und Leistungsmerkmale für industrielle Anwendungen
  6. Betriebssysteme und Software für Industrieumgebungen
  7. Schnittstellen und Konnektivitätsoptionen
  8. Robustheit und Schutzklassen
  9. Langzeitverfügbarkeit und Produktlebenszyklen
  10. Industriestandards und Zertifizierungen
  11. Kühlung und Thermomanagement
  12. Energieeffizienz und Stromversorgung
  13. Kosten-Nutzen-Analyse und Total Cost of Ownership
  14. Herstellervergleich und Marktüberblick
  15. Fallstudien und Anwendungsbeispiele
  16. Kauf oder Leasing – Finanzierungsoptionen
  17. Installation und Inbetriebnahme
  18. Wartung und Support
  19. Zukunftstrends bei Industrie-Computern
  20. Fazit und Kaufempfehlungen

 

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1. Einleitung und Bedeutung von Industrie-Computern

In der zunehmend digitalisierten Industrielandschaft spielen Industrie-Computer eine zentrale Rolle für die Automatisierung, Datenerfassung und Prozesssteuerung. Anders als herkömmliche Computer für Büro- oder Heimanwendungen sind Industrie-PCs speziell für den Einsatz unter anspruchsvollen Bedingungen konzipiert. Sie müssen extremen Temperaturen, Vibrationen, Staub, Feuchtigkeit und elektromagnetischen Störungen standhalten und gleichzeitig höchste Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit gewährleisten.

Die Digitalisierung der Industrie, häufig als Industrie 4.0 bezeichnet, treibt die Nachfrage nach robusten Computersystemen weiter an. Diese Systeme bilden das Rückgrat für Anwendungen wie:

  • Produktionssteuerung und Maschinenautomatisierung
  • Prozessüberwachung und Qualitätskontrolle
  • Datenerfassung und -analyse in Echtzeit
  • Human-Machine-Interfaces (HMI) und Visualisierungssysteme
  • Edge-Computing und dezentrale Datenverarbeitung
  • Industrial Internet of Things (IIoT)-Anwendungen

Die Wahl des richtigen Industrie-Computers ist für Unternehmen von strategischer Bedeutung. Ein ungeeignetes System kann zu kostspieligen Ausfallzeiten, Produktionsunterbrechungen oder Datenverlusten führen. Dieser Leitfaden soll Entscheidungsträgern in technischen und kaufmännischen Positionen eine fundierte Grundlage für die Auswahl und den Kauf von Industrie-Computern bieten.

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2. Grundlegende Unterschiede zwischen Industrie- und Standard-Computern

Industrie-Computer unterscheiden sich fundamental von Standard-Desktop-PCs oder kommerziellen Rechnern. Die wesentlichen Differenzierungsmerkmale umfassen:

Konstruktion und Materialien

Industrie-Computer werden typischerweise in robusten Metallgehäusen gefertigt, oft aus Aluminium oder Edelstahl. Diese bieten nicht nur mechanischen Schutz, sondern dienen auch als passive Kühlelemente und schirmen gegen elektromagnetische Störungen ab. Die Komponenten werden nach strengeren Qualitätsstandards ausgewählt und getestet, um eine längere Lebensdauer unter widrigen Bedingungen zu gewährleisten.

Betriebsbedingungen

Während Büro-Computer für klimatisierte Umgebungen mit Temperaturen zwischen 10°C und 35°C ausgelegt sind, können Industrie-Computer je nach Spezifikation oft in Bereichen von -40°C bis +85°C zuverlässig arbeiten. Sie widerstehen Vibrationen, Stößen und sind häufig staub- und wassergeschützt gemäß IP-Schutzklassen.

Zuverlässigkeit und Langlebigkeit

Industrie-Computer sind für den 24/7-Dauerbetrieb konzipiert und bieten eine deutlich höhere MTBF (Mean Time Between Failures) als kommerzielle Systeme. Die typische Lebensdauer eines Industrie-Computers beträgt 7-10 Jahre oder mehr, verglichen mit 3-5 Jahren bei Standard-PCs.

Langzeitverfügbarkeit

Ein kritischer Aspekt industrieller Anwendungen ist die Planungssicherheit. Hersteller von Industrie-Computern garantieren in der Regel eine Produktverfügbarkeit und Ersatzteilverfügbarkeit von 5-10 Jahren, während Consumer-Produkte oft nach 12-18 Monaten durch neue Modelle ersetzt werden.

Erweiterbarkeit und Schnittstellen

Industrielle Computer bieten spezialisierte Ein- und Ausgänge wie digitale/analoge I/Os, Feldbus-Schnittstellen (PROFINET, EtherCAT, etc.), serielle Schnittstellen (RS-232/422/485) und industrielle Ethernet-Varianten. Die Anzahl und Art der Anschlüsse ist auf industrielle Anwendungen zugeschnitten.

Lüfterlose Kühlung

Viele Industrie-PCs arbeiten ohne bewegliche Teile wie Lüfter, die potenzielle Ausfallquellen darstellen. Stattdessen setzen sie auf passive Kühlkonzepte, die die Systemzuverlässigkeit erhöhen und den Wartungsaufwand reduzieren.

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3. Wichtige Kriterien bei der Auswahl eines Industrie-Computers

Die Auswahl des richtigen Industrie-Computers erfordert eine sorgfältige Bedarfsanalyse. Folgende Kriterien sollten dabei berücksichtigt werden:

Anwendungsumfeld und Umgebungsbedingungen

  • Temperaturbereich: Welchen minimalen und maximalen Temperaturen wird das System ausgesetzt sein?
  • Mechanische Belastungen: Treten Vibrationen oder Stöße auf?
  • Schutz vor Umwelteinflüssen: Ist Staub, Feuchtigkeit, Öl oder Chemikalien vorhanden?
  • Installationsort: Wird der Computer in einem Schaltschrank, direkt an der Maschine oder in einem anderen spezifischen Umfeld installiert?

Leistungsanforderungen

  • Rechenleistung: Welche CPU-Leistung ist für die Anwendung erforderlich?
  • Speicherbedarf: Wie viel RAM und welcher Speichertyp wird benötigt?
  • Grafikleistung: Sind anspruchsvolle Visualisierungen oder mehrere Displays vorgesehen?
  • Datendurchsatz: Welche Anforderungen bestehen an Datenverarbeitung und -übertragung?

Konnektivität und Schnittstellen

  • Industrielle Feldbusse: Werden PROFINET, EtherCAT, CAN oder andere Feldbusse benötigt?
  • Ethernet-Schnittstellen: Anzahl und Art der benötigten Netzwerkverbindungen?
  • Serielle Schnittstellen: Sind RS-232/422/485-Ports erforderlich?
  • USB und andere Standardschnittstellen: Welche und wie viele werden benötigt?
  • Digitale und analoge Ein-/Ausgänge: Werden direkte I/Os für Sensoren/Aktoren benötigt?

Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit

  • Betriebszeit: Ist ein 24/7-Dauerbetrieb vorgesehen?
  • Ausfallsicherheit: Welche Redundanzen sind erforderlich?
  • Service Level Agreements: Welche Reaktionszeiten bei Ausfällen sind akzeptabel?

Lebenszyklus und Langzeitverfügbarkeit

  • Geplante Einsatzdauer: Wie lange soll das System im Einsatz bleiben?
  • Ersatzteilverfügbarkeit: Wie lange müssen Komponenten nachgeliefert werden können?
  • Kompatibilität: Muss das System mit bestehender Hardware/Software kompatibel sein?

Platzbedarf und Bauform

  • Verfügbarer Einbauraum: Welche Abmessungen darf das System nicht überschreiten?
  • Montageoptionen: Sind Hutschienen-, Wandmontage oder andere Befestigungsarten erforderlich?
  • Gewichtsbeschränkungen: Gibt es Limitierungen bezüglich des Gewichts?

Software-Anforderungen

  • Betriebssystem: Welches OS wird benötigt (Windows, Linux, Echtzeit-OS)?
  • Spezialsoftware: Welche Applikationen sollen auf dem System laufen?
  • Virtualisierung: Werden mehrere virtuelle Maschinen benötigt?

Zertifizierungen und Standards

  • Branchenspezifische Zertifizierungen: Sind UL, CE, ATEX oder andere Zulassungen erforderlich?
  • Funktionale Sicherheit: Werden SIL/PL-Einstufungen benötigt?
  • EMV-Anforderungen: Welche elektromagnetischen Verträglichkeitsanforderungen gelten?

Budgetplanung

  • Anschaffungskosten: Welches Budget steht für die Hardware zur Verfügung?
  • Betriebskosten: Welche Folgekosten für Energie, Wartung etc. sind zu erwarten?
  • Total Cost of Ownership: Wie sieht die Gesamtkostenrechnung über den Lebenszyklus aus?

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4. Bauformen und Formfaktoren von Industrie-Computern

Industrie-Computer sind in verschiedenen Bauformen erhältlich, die jeweils für spezifische Einsatzszenarien optimiert sind:

Box-PCs / Embedded-PCs

Box-PCs sind kompakte, geschlossene Systeme ohne Display, die für die Montage in Schaltschränken oder direkt an Maschinen konzipiert sind. Sie zeichnen sich durch folgende Merkmale aus:

  • Kompakte Abmessungen
  • Verschiedene Montagemöglichkeiten (DIN-Schiene, Wandmontage, VESA)
  • Lüfterlose Ausführungen häufig verfügbar
  • Robuste Metallgehäuse mit guter Wärmeableitung
  • Spezialisierte I/O-Konfigurationen

Box-PCs werden häufig für Steuerungsaufgaben, Datenerfassung oder als IoT-Gateway eingesetzt.

Panel-PCs / HMI-Systeme

Panel-PCs kombinieren Recheneinheit und Display in einem Gerät. Sie dienen hauptsächlich als Bedien- und Visualisierungssysteme direkt am Produktionsprozess:

  • Integriertes Display (typischerweise 7″ bis 24″)
  • Touch-Funktionalität (resistiv oder kapazitiv)
  • Frontseite oft mit hoher IP-Schutzklasse (z.B. IP65/IP66)
  • Einfache Installation durch Einbau in Ausschnitte von Maschinen oder Schaltschränken
  • Speziell gehärtete Displays für industrielle Umgebungen

Panel-PCs finden Anwendung in der Maschinensteuerung, Prozessvisualisierung und als Mensch-Maschine-Schnittstelle.

Rack-Mount-Systeme

Für Serverräume oder größere Automatisierungsanlagen werden Industrie-Computer im standardisierten 19-Zoll-Format angeboten:

  • Standardisierte Breite (19″) und Höheneinheiten (HE)
  • Hohe Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit
  • Einfache Integration in bestehende IT-Infrastruktur
  • Höhere Leistungsdichte und Kühlungsoptionen
  • Redundante Komponenten für kritische Anwendungen

Diese Systeme kommen in größeren SCADA-Systemen, als Industrieserver oder für rechenintensive Anwendungen zum Einsatz.

Mobile und tragbare Systeme

Für den mobilen Einsatz oder temporäre Anwendungen gibt es spezialisierte portable Industrie-Computer:

  • Integrierte Akkus für netzunabhängigen Betrieb
  • Verstärkte Gehäuse mit Tragegriffen oder Transportmöglichkeiten
  • Hohe Schutzklassen gegen Umwelteinflüsse
  • Erweiterte Temperatur- und Stoßfestigkeit
  • Oft mit integrierten Displays und Eingabegeräten

Diese Systeme werden für Wartungs- und Instandhaltungsaufgaben, temporäre Messaufgaben oder mobile Datenerfassung verwendet.

Embedded Module und Computer-on-Modules (COM)

Für spezielle OEM-Anwendungen oder bei extremen Platzeinschränkungen bieten sich modulare Lösungen an:

  • Extrem kompakte Bauform
  • Standardisierte Formfaktoren (COM Express, SMARC, Qseven, etc.)
  • Hohe Integrationstiefe
  • Flexibilität durch kundenspezifische Trägerplatinen
  • Skalierbarkeit durch Austausch des Computermoduls

Diese Module werden oft in hochspezialisierten Geräten, medizinischer Technik oder platzkritischen Anwendungen eingesetzt.

Edge-Computing-Systeme

Mit dem Aufkommen von IIoT und Edge-Computing haben sich spezialisierte Systeme für diese Zwecke etabliert:

  • Optimiert für Datenvorverarbeitung und -analyse
  • Erweiterte Netzwerkfunktionalitäten
  • Häufig mit speziellen Security-Features
  • Cloud-Konnektivität und Fernwartungsmöglichkeiten
  • Unterstützung für containerisierte Anwendungen

Diese Systeme verbinden die Betriebstechnologie (OT) mit der Informationstechnologie (IT) und ermöglichen dezentrale Intelligenz in der Produktion.

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5. Prozessoren und Leistungsmerkmale für industrielle Anwendungen

Die Wahl des richtigen Prozessors ist entscheidend für die Leistungsfähigkeit und Energieeffizienz eines Industrie-Computers. Im industriellen Umfeld kommen verschiedene Prozessorarchitekturen zum Einsatz:

x86-Architektur (Intel und AMD)

Die x86-Architektur dominiert den Markt für leistungsstarke Industriecomputer:

Intel-Prozessoren für Industrieanwendungen:

  • Intel Atom: Energieeffiziente Prozessoren für lüfterlose Systeme mit moderaten Leistungsanforderungen. Die E-Serie und x6000E-Serie sind speziell für den Embedded-Einsatz konzipiert und bieten erweiterte Temperaturspezifikationen.
  • Intel Core i3/i5/i7/i9: Leistungsstarke Prozessoren für anspruchsvolle Anwendungen. Die industriellen Varianten (z.B. mit Suffix “E” oder “TE”) bieten erweiterte Temperaturspezifikationen und längere Verfügbarkeit.
  • Intel Xeon: Für Hochleistungsanwendungen, Serverlösungen oder Anwendungen mit Multi-Prozessor-Anforderungen.
  • Intel Celeron/Pentium: Kosteneffiziente Lösungen mit moderater Leistung für weniger anspruchsvolle Anwendungen.

AMD-Prozessoren für Industrieanwendungen:

  • AMD Ryzen Embedded: Bietet eine gute Balance aus Rechenleistung, Grafikleistung und Energieeffizienz. Die V-Serie und R-Serie sind speziell für Embedded-Anwendungen konzipiert.
  • AMD EPYC Embedded: Für hochleistungsfähige Edge-Server und rechenintensive industrielle Anwendungen.
  • AMD Geode/G-Serie: Ältere, aber langzeitverfügbare Low-Power-Lösungen für einfache Steuerungsaufgaben.

ARM-Architektur

ARM-basierte Prozessoren gewinnen im industriellen Umfeld zunehmend an Bedeutung, insbesondere für energieeffiziente Edge-Computing-Anwendungen:

  • NXP/Freescale i.MX-Serie: Weit verbreitete ARM-Prozessorfamilie für industrielle Anwendungen mit guter Langzeitverfügbarkeit.
  • NVIDIA Jetson: ARM-basierte Module mit leistungsstarker GPU für KI- und Machine-Vision-Anwendungen in der Industrie.
  • Qualcomm Snapdragon: Zunehmend auch in industriellen Anwendungen eingesetzt, besonders wenn Mobilfunkverbindungen benötigt werden.
  • TI Sitara: ARM-Prozessoren mit integrierten Echtzeit-Fähigkeiten und industriellen Kommunikationsschnittstellen.

RISC-V und andere Architekturen

Die offene RISC-V-Architektur gewinnt langsam auch im industriellen Bereich an Bedeutung, besonders für spezialisierte Anwendungen mit hohen Sicherheitsanforderungen.

Wichtige Leistungsmerkmale für industrielle Anwendungen

Bei der Auswahl eines Prozessors für industrielle Anwendungen sind folgende Faktoren zu berücksichtigen:

Thermal Design Power (TDP)

Der TDP-Wert gibt an, wie viel Wärme der Prozessor maximal abgibt und ist besonders für passive Kühlkonzepte entscheidend. Typische Werte für Industrie-PCs:

  • Lüfterlose Systeme: typischerweise 10-25W TDP
  • Aktiv gekühlte Systeme: bis zu 65W oder mehr

Erweiterte Temperaturspezifikationen

Industrielle Prozessoren bieten oft erweiterte Arbeitsbereiche:

  • Commercial: 0°C bis +70°C
  • Industrial: -40°C bis +85°C
  • Extended: -40°C bis +105°C (spezielle Serien)

Echtzeit-Fähigkeit

Für Steuerungsaufgaben ist die Echtzeit-Fähigkeit entscheidend:

  • Deterministische Reaktionszeiten
  • Unterstützung für Echtzeit-Erweiterungen (z.B. RTX, PREEMPT_RT)
  • Vorhersagbare Interrupt-Latenz

Integrierte Sicherheitsfunktionen

Moderne Industrie-Prozessoren bieten erweiterte Sicherheitsfeatures:

  • Trusted Platform Module (TPM)
  • Secure Boot
  • Verschlüsselungsbeschleuniger
  • Isolierte Ausführungsumgebungen

Spezielle Befehlssatzerweiterungen

Je nach Anwendung können bestimmte Befehlssatzerweiterungen relevant sein:

  • SIMD-Erweiterungen (AVX, SSE) für parallele Datenverarbeitung
  • AES-NI für beschleunigte Verschlüsselung
  • Virtualisierungserweiterungen (VT-x, AMD-V)
  • Spezielle KI-Beschleuniger (z.B. Intel Deep Learning Boost)

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6. Betriebssysteme und Software für Industrieumgebungen

Die Wahl des richtigen Betriebssystems für Industrie-Computer hängt maßgeblich von den Anwendungsanforderungen ab. Im industriellen Umfeld werden verschiedene Betriebssysteme eingesetzt:

Windows-basierte Lösungen

Windows 10/11 IoT Enterprise LTSC

Die Long-Term Servicing Channel (LTSC) Varianten von Windows sind speziell für Industrie- und IoT-Anwendungen konzipiert:

  • 10 Jahre Support und Sicherheitsupdates
  • Stabiler Funktionsumfang ohne halbjährliche Feature-Updates
  • Umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten für Embedded-Szenarien
  • Unterdrückung von Neustarts, Update-Kontrolle und Wartungsfenster
  • Kompatibilität mit gängiger Industriesoftware
  • Write-Filter zum Schutz des Betriebssystems vor ungewollten Änderungen

Ideal für HMI-Systeme, SCADA-Anwendungen und Systeme mit vorhandener Windows-Infrastruktur.

Windows Server IoT

Für leistungsstärkere Edge-Server und industrielle Datenmanagement-Lösungen bietet Microsoft spezialisierte Server-Varianten:

  • Optimiert für 24/7-Betrieb
  • Unterstützung für Virtualisierung und Container
  • Erweiterte Netzwerk- und Sicherheitsfunktionen
  • Integration in vorhandene IT-Infrastrukturen

Linux-basierte Lösungen

Linux hat sich als zuverlässige und flexible Alternative für industrielle Anwendungen etabliert:

Industrial Linux-Distributionen

Spezialisierte Linux-Distributionen für den industriellen Einsatz bieten lange Support-Zeiträume und Stabilitätsgarantien:

  • Ubuntu Industrial: LTS-Versionen mit 10 Jahren Support
  • SUSE Linux Enterprise Real Time: Für Echtzeit-Anwendungen optimiert
  • Red Hat Enterprise Linux for Edge: Für Edge-Computing-Szenarien optimiert
  • Debian-basierte Systeme: Bekannt für Stabilität und umfangreiche Paketunterstützung

Echtzeit-Linux

Für zeitkritische Anwendungen können Linux-Kernel mit Echtzeiterweiterungen eingesetzt werden:

  • PREEMPT_RT-Patch für verbesserte Echtzeitfähigkeiten
  • Xenomai für harte Echtzeitanforderungen
  • RTLinux für deterministische Ausführung

Yocto Project und Embedded Linux

Für hochspezialisierte Embedded-Systeme ermöglicht das Yocto Project die Erstellung maßgeschneiderter Linux-Distributionen:

  • Minimale Systemressourcen
  • Anpassung an spezifische Hardware
  • Optimierung für konkrete Anwendungsfälle
  • Hohe Sicherheit durch Reduktion auf notwendige Komponenten

Echtzeit-Betriebssysteme (RTOS)

Für harte Echtzeitanforderungen und sicherheitskritische Anwendungen kommen spezialisierte RTOS zum Einsatz:

  • VxWorks: Weit verbreitetes kommerzielles RTOS für sicherheitskritische Anwendungen
  • QNX Neutrino: Mikrokernel-RTOS mit hoher Zuverlässigkeit und POSIX-Kompatibilität
  • FreeRTOS: Open-Source RTOS für ressourcenbeschränkte Systeme
  • INTEGRITY: Für sicherheitskritische Anwendungen mit Zertifizierungen

Hypervisor-Lösungen

Zunehmend werden in industriellen Anwendungen Virtualisierungstechnologien eingesetzt, um verschiedene Systeme auf einer Hardware zu konsolidieren:

  • VMware ESXi Embedded: Dedizierter Hypervisor für Embedded-Systeme
  • KVM/QEMU: Open-Source-Virtualisierung für Linux-Systeme
  • Xen Project: Bare-Metal-Hypervisor mit Echtzeit-Erweiterungen
  • PikeOS: Hypervisor mit Separation Kernel für sicherheitskritische Anwendungen

Containerisierung

Container-Technologien gewinnen auch in der Industrie zunehmend an Bedeutung:

  • Docker: Für einfache Anwendungsverteilung und -isolation
  • Kubernetes: Für orchestrierte Container-Umgebungen in größeren Edge-Deployments
  • Balena: Spezialisiert auf IoT- und Edge-Container-Management

Industrielle Software-Plattformen

Neben dem eigentlichen Betriebssystem sind oft industrielle Software-Plattformen relevant:

  • CODESYS: SPS-Programmierung nach IEC 61131-3
  • Siemens TIA Portal/WinCC: Für Automatisierungs- und Visualisierungslösungen
  • Ignition SCADA: Moderne webbasierte SCADA-Plattform
  • Node-RED: Low-Code-Programmierung für Industrie-IoT-Anwendungen
  • IBM Edge Application Manager: Für Edge-Computing-Szenarien
  • AWS IoT Greengrass / Azure IoT Edge: Cloud-basierte IoT-Plattformen mit Edge-Komponenten

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7. Schnittstellen und Konnektivitätsoptionen

Industrie-Computer müssen über geeignete Schnittstellen verfügen, um mit ihrer Umgebung zu kommunizieren. Die Vielfalt an Kommunikationsstandards in der Industrie erfordert oft eine umfangreiche Ausstattung:

Ethernet-basierte Schnittstellen

Standardisierte Ethernet-Schnittstellen bilden das Rückgrat moderner industrieller Kommunikation:

  • Standard-Ethernet: 10/100/1000 Mbit/s (Gigabit) oder 10 Gbit/s
  • Industrielles Ethernet: Robustere Anschlüsse, oft mit M12-Steckverbindern
  • PoE (Power over Ethernet): Stromversorgung über das Ethernet-Kabel
  • TSN (Time-Sensitive Networking): Für deterministische Kommunikation
  • EtherCAT: Hochperformantes Echtzeit-Ethernet für Motion Control
  • PROFINET: Siemens-Standard für industrielle Automatisierung
  • EtherNet/IP: Von Rockwell Automation unterstützter Industrial-Ethernet-Standard
  • Modbus TCP: Ethernet-Variante des klassischen Modbus-Protokolls
  • POWERLINK: Offener Echtzeit-Ethernet-Standard

Typische Anforderungen an industrielle Ethernet-Ports:

  • Galvanische Trennung für Störsicherheit
  • Status-LEDs für Diagnose
  • Robuste Steckverbinder (M12, RJ45 mit Verriegelung)
  • Hohe EMV-Festigkeit

Feldbus-Systeme

Trotz des Trends zu Ethernet-basierten Lösungen sind traditionelle Feldbusse weiterhin weit verbreitet:

  • PROFIBUS DP/PA: Weit verbreiteter Feldbus in der Prozessautomatisierung
  • CAN/CANopen: Robuster Feldbus, besonders in der Fahrzeugtechnik und Maschinensteuerung
  • DeviceNet: In der Fabrikautomatisierung etablierter Feldbus
  • Modbus RTU: Klassisches serielles Protokoll für die Geräteanbindung
  • CC-Link: In Asien weit verbreiteter Feldbus

Serielle Schnittstellen

Serielle Schnittstellen sind nach wie vor für viele Legacy-Geräte und einfache Kommunikationsaufgaben erforderlich:

  • RS-232: Klassische serielle Schnittstelle für Punkt-zu-Punkt-Verbindungen
  • RS-422: Differentielles Übertragungsverfahren für höhere Störsicherheit
  • RS-485: Multi-Drop-fähiges serielles Interface für Netzwerktopologien
  • TTL-UART: Für direkte Board-zu-Board-Kommunikation

Typische Anforderungen an serielle Ports:

  • Überspannungsschutz
  • Programmierbare Terminierung (bei RS-485)
  • Auto-Direction-Control für RS-485
  • ESD-Schutz

USB-Schnittstellen

USB-Ports sind für Peripheriegeräte, Speichermedien und Erweiterungen unverzichtbar:

  • USB 2.0/3.0/3.1: Standard-USB-Ports für periphere Geräte
  • Industrielle USB-Ports: Mit Verriegelung und erhöhtem Schutz
  • USB-C: Zunehmend auch in industriellen Anwendungen
  • USB-OTG: Für flexible Host/Device-Funktionalität
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